Toulouse 09.-16.09.2006

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(3) Carcassonne

Am Dienstag, den 12. September stand eine Besichtigung von Carcassonne - einer Kleinstadt 80 km südöstlich von Toulouse auf dem Programm. Das besondere an Carcassonne ist die vollständig erhaltene und restaurierte römisch-mittelalterliche Altstadt, die auf einem Hügel liegend lückenlos von einer doppelten Stadtmauer umgeben ist. Wenn man die Stadt einmal gesehen hat, weiß man auch, warum ein populäres Spiel nach ihr benannt wurde. ;-)

Von Toulouse sind wir morgens mit dem Zug nach Carcassonne gefahren. Danach haben wir die Deutsche Bahn zu schätzen gelernt. Der Zug war zwar relativ komfortabel, fuhr aber mit fast einer Stunde Verspätung los, da der Lokführer fehlte. Zudem war die Klimaanlage in unserem Waggon ausgefallen und wir durften eine Stunde lang extrem verbrauchte bald 30 Grad warme Luft atmen. Ich hatte Mitleid mit den Leuten, die noch weiter Richtung Marseille fahren mussten...

Blick aus dem Zugfenster auf die verdorrte südfranzösischen Steppenlandschaft:




In Carcassonne angekommen, mussten wir zunächst die "normale" Stadt durchqueren, die ich nicht so sonderlich sehenswert fand. Als wir uns dann der Brücke über die Aude näherten, kam erstmals die Altstadt von Carcassonne mit ihren unzähligen Türmen der Stadtmauer ins Blickfeld:




Ein kurzer steiler Anstieg führte uns hinauf zum einem von zwei Stadttoren - hier das ulitmative Fotomotiv, da muss man einfach auf den Auslöser drücken ;-):




Hier kommt der Hügel besser zur Geltung:




Im Folgenden nun Bilder einer Stadtumrundung zwischen den Stadtmauern. Wie ich oben schon erwähnte, ist die Altstadt von Carcassonne von einer doppelten Stadtmauer umgeben. Zwischen den beiden Mauern verläuft ein Weg, der teilweise bis zu 20 Metern breit ist. So kann man auf etwa 1,5 Kilometern die ganze Stadt umrunden.












Es war an diesem Tag ziemlich windig - wie eigentlich die ganze erste Wochenhälfte schon. Dazu muss man erwähnen, dass gerade die Region direkt nördlich der Pyrenäen zu den windigsten Regionen Frankreichs gehört. Ursache ist ein Lokalwindphänomen namens Autan. Diesen Wind gibt es, wie uns bei Météo France erklärt wurde, in zwei Varianten:
Der Autan blanc (der weiße Autan) weht aus einem Hochdruckgebiet über dem östlichen Europa heraus vom Golfe du Lyon die Ebene zwischen den Ausläufern des Zentralmassivs und den Pyrenäen entlang nach Nordwesten. Die beiden Gebirge wirken also wie eine Art Düse. Der Autan blanc ist meist ein Schönwetterwind, der sehr trockene Luft heranführt. Der Autan noir (der schwarze Autan) kommt zustande, wenn die Luft um ein Tiefdruckgebiet über Spanien weht, über dem Mittelmeer Feuchte aufsammelt und dann wiederum durch die Ebene zwischen Zentralmassiv und Pyrenäen nach Nordwesten strömt. Er ist meist mit intensiven Regenfällen verbunden.
Dieses Windphänomen ist relativ flach. Ich kann mich noch an einen Abend erinnern, wo tiefe Wolkenfetzen mit wahnsinniger Geschwindigkeit von Südost nach Nordwest zogen, die Wolken darüber aber zu stehen schienen bzw. aus einer völlig anderen Richtung kamen.
Wenn der Autan weht, herrschen häufig sehr hohe mittlere Windgeschwindigkeiten. Das für mich auffälligste war, dass der Wind nicht wie bei uns üblich nachts abflaute, sondern konstant weiterblies - durchaus mit 4-5 Windstärken im Mittel.




Auf folgendem Bild kann man ein wenig die Auswirkungen des Autans an diesem Tag in Carcassonne erkennen. Der Wind, der durch die Mauern an einigen Stellen nochmals verstärkt wurde, wirbelte immer wieder Sand auf:




Das östliche Stadttor:







That's me:













Einmal die Stadt umrundet, durchquerten wir dann das Stadttor, um uns die Stadt von innen anzusehen. Dort kam man angesichts der Massen an Touristen (man hörte erstaunlich viel Deutsch) kaum voran...




Doch sobald man weg von den Andenkenläden in eine der Nebenstraßen abbog, hatte man plötzlich seine Ruhe:










Dies ist das Hotel de la Cité - fragt lieber nicht, was dort eine Übernachtung kostet...







Die fast tausend Jahre alte Basilika St-Nazaire:




Das Château Comtal (11. bis 13. Jahrhundert):




Als wir gerade auf einer kleinen Mauer saßen um uns auszuruhen, baute sich hinter uns plötzlich die "Barbarian Pipe Band" auf und legte mit Dudelsäcken und Trommeln los - ein nettes kleines Konzert aus erster Reihe:




Gegen fünf Uhr hieß es dann Abschied nehmen von Carcassonne - unsere Rückfahrt mit dem Zug war schließlich gebucht. Hier die letzten Eindrücke dieser einzigartigen Stadt, die wohl zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Frankreichs gehört:







Panorama (bitte anklicken zum vergrößern!):




Auf dem Rückweg zum Bahnhof noch dieser Schnappschuss - Airbus-Rohbau über der Aude vor Gewitterwolke:




Ach ja - ein einziges Mal konnte ich während der Woche die Pyrenäen sehen - hier aus dem Zug fotografiert ganz schwach am Horizont:




Soviel zum Ausflug nach Carcassonne, das mich wirklich beeindruckt hat. Überhaupt scheint diese Gegend Frankreichs (Okzitanien, Land der Katharer) sehr reizvoll zu sein. Wird hoffentlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in dieser Gegend war.

Im vierten und letzten Teil meines Reiseberichtes wird es hauptsächlich um den Rückflug über Paris nach Hannover gehen. Der hatte nämlich so einiges zu bieten...

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(c) Björn Witha - Letzte Änderung: 25. Juli 2010 - 17:26      ---      Kontakt