Toulouse 09.-16.09.2006
(4) Der Rückflug
Bevor ich in diesem letzten Teil meines Reiseberichtes zu den teilweise spektakulären Bildern des Rückfluges komme, möchte ich noch kurz das Wetter während der Woche schildern.
Die Tage von Samstag bis Montag waren durchgehend heiß mit Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad (was selbst für Südfrankreich im September außergewöhnlich ist). Dazu schien verbreitet die Sonne, begleitet von einem starken Südostwind, der typisch für diese Region ist (in Teil 3 habe ich dieses Lokalwindphänomen erklärt). Der Dienstag war dann schon ein wenig kühler (25-30 Grad) und bewölkter, der Mittwoch zeigte sich bei 20 Grad und Regen zunächst völlig anders - nachmittags schien dann jedoch wieder die Sonne bei Temperaturen bis 25 Grad.
Am Donnerstag regnete es von vormittags an bis weit in die Nacht hinein nahezu ununterbrochen und teilweise kräftig. Insgesamt sind 34 mm gefallen.
Der Freitag war zwar relativ grau, dafür aber weitestgehend trocken. Am späten Abend schlug dann jedoch erneut die Sintflut zu. Es regnete die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag ununterbrochen durch. Gerade am Samstag (dem Tag unserer Rückreise) war der Regen äußerst ergiebig - keine Chance, trockenzubleiben. Weitere 52 mm sind an diesem Tag gefallen, quasi der gesamte normale Monatsniederschlag.
Beim Start nachmittags in Toulouse war es also tiefgrau, es regnete, die Wolken hingen bei schlechter Sicht sehr tief. Insofern dauerte es nur wenige Sekunden, bis wir in den Wolken waren.Warum es so stark regnete merkten wir dadurch, dass die Wolken durchaus bis in Reiseflughöhe reichten (über 10 km). Irgendwann schien dann doch die Sonne durchs Kabinenfenster und auf einmal waren die Wolken weit unter uns. Wir hatten also den mächtigen Nimbostratus verlassen.
Doch dieser Anblick währte nicht lange. Plötzlich ertönte eine Durchsage, man solle sich anschnallen, und dann ging die Post ab. ;-)
Wir flogen nun wieder durch Wolken (in Reiseflughöhe wohlgemerkt!) und ganz ordentliche Turbulenzen. Mich würde im Nachhinein echt mal interessieren, wieviele hundert Meter es da in kurzer Zeit rauf und runter ging...
Man stelle sich folgende Szene vor: Die vordere Hälfte der Flugzeugpassagiere sitzt verkrampft in ihren Sitzen, Kinder schreien, jemand übergibt sich. Weiter hinten dann 20 Meteorologen, die mit Kameras am Fenster hängen, fasziniert hinausstarren, bei jedem Absacker grinsen und fröhlich am fachsimpeln sind... :-) Die anderen müssen gedacht haben, wir sind nicht mehr ganz dicht... ;-)
Wenig später hatten wir die Turbulenzen überstanden und plötzlich wieder freie Sicht. Beim folgenden Anblick wurde nicht nur ich sprachlos (bitte die Kameraspiegelung ignorieren):
Ein Cumulonimbus aus nächster Nähe! Hier wird einem erstmal bewusst, wie gewaltig diese Wolken sind. Man achte auf die im Gegensatz dazu "am Boden klebenden" restlichen Wolken! Was für ein beeindruckender Anblick - sowas sollte eigentlich zum Pflichtprogramm eines jeden Meteorologie-Studenten gehören!
Eine Weile später änderte das Flugzeug den Kurs leicht, so dass wir noch einmal den eben bestaunten Cumulonimbus aus der Ferne sehen konnten. Durch den oberen Teil der Wolkenmasse am rechten Bildrand müssen wir durchgeflogen sein - kein Wunder, dass es Turbulenzen gab!
Wenig später sah man dann aus einem etwas anderen Blickwinkel sogar einen beeindruckenden Amboss (leider war nur der linke Teil davon aus dem Fenster zu sehen):
Das restliche Wettergesehen spielte sich dagegen weit unter uns ab - hier dürfte es nur noch vereinzelt geschauert haben:
Nichtsdestotrotz ein ungemein faszinierender Anblick. Wozu hatte ich eigentlich ein Buch mit, wenn das aus dem Fenster gucken doch viel spannender war? Leider hatte ich diesmal keinen Sitzplatz, konnte also nicht ständig rausgucken.
Allmählich sanken wir tiefer, dem Stratocumulus-Teppich entgegen:
Hier noch ein stark gezoomter Blick zum Horizont, die Wolken mögen mehrere hundert Kilometer entfernt gewesen sein:
Nach Zwischenstopp in Paris (dunstig, aber sonnig) ging es um 19:15 weiter nach Hannover. Auf diesem Flug erlebten wir einen stark beschleunigten Sonnenuntergang und Dämmerung.
Hier ein angestrahlter Cumulonimbus in der Ferne:
Dunst, flache Wolken und "Tropopausendreck" irgendwo über Belgien:
Kurz vor dem Sonnenuntergang dann Impressionen wie aus einem Aquarell:
Und nun der Sonnenuntergang:
Tolle dunkelrote Spiegelungen auf dem Dunst oder den flachen Wolken in Bodennähe (oder ist das etwa schon die Nordsee? - die müsste etwa 100-200 km entfernt sein...):
Es wurde immer dunkler und der Anblick so friedlich und ruhig:
Zehn Minuten nach dem eigentlichen Sonnenuntergang dann plötzlich noch einmal ein Aufleuchten, bevor es endgültig Nacht wurde:
Kurz vor halb neun landeten wir in Hannover. Diesmal erlebten wir sozusagen das Gegenteil des Hinfluges (im kalten Hannover gestartet, im heißen Toulouse angekommen). Nach dem wir im regnerischen 15 Grad kalten Toulouse losgeflogen sind, kamen wir im stockfinsteren aber doch tatsächlich 22 Grad warmen Hannover an... kurios... ;-)
Das war es dann mit dem Reisebericht dieser tollen erlebnisreichen Woche. Trotz des fachlichen Hintergrundes war es doch mehr Urlaub als Arbeit für mich. Ach ja, besonders der Rückflug hat bei mir die Lust aufs Fliegen geweckt - ich hoffe, ich kann euch in nicht allzu langer Zeit mal wieder Bilder von oben präsentieren... ;-)
(c) Björn Witha - Letzte Änderung: 25. Juli 2010 - 17:26      ---      Kontakt