Kanada - 13. bis 30. Juni 2007

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(3) Die Rockies - Lake Louise und Banff

Im dritten Teil des Reiseberichtes gibt es Impressionen aus Lake Louise und Banff in den kanadischen Rocky Mountains, wo wir jeweils 2 Tage verbracht haben. Die beiden Orte liegen im Banff National Park, der sich in Alberta an der Grenze zu British Columbia im östlichsten Teil der kanadischen Rockies befindet. Sowohl Lake Louise als auch Banff liegen im Bow Valley, einem breiten Tal, durch das sowohl der Trans-Canada-Highway als auch die Haupteisenbahnstrecke verlaufen. Ansonsten herrscht aber weitestgehend Wildnis. Lake Louise und Banff sind die einzigen Orte im Nationalpark und etwa 50 km auseinander gelegen, also ganz andere Verhältnisse als in den relativ dicht besiedelten Alpen. Trotzdem ist der Banff National Park im Sommer geradezu überlaufen. Gerade Banff ist quasi das Mallorca Kanadas. Wir hatten das Glück, gerade noch vor der Hauptsaison dort zu sein.





Wie im letzten Teil geschildert waren wir am Abend des 16. Juni in Vancouver in den Greyhound Richtung Osten gestiegen. Der Bus brauchte für die knapp 1000 km 12 Stunden. Alle 1-2 Stunden kam ein Zwischenstopp, ungefähr alle 3 Stunden mit etwas längerem Aufenthalt und der Möglichkeit Waschräume zu benutzen oder was zu Essen zu kaufen. Während der Fahrt war es die meiste Zeit dunkel, nur am Anfang konnte man noch ein bisschen was sehen - so z.B. das riesige Fraser Valley südöstlich von Vancouver. Dieses fruchtbare, intensiv landwirtschaftlich genutzte Tal ist bis zu 20 km und mehr breit, wobei der Talgrund flach wie ein Brett ist und kaum über Meeresniveau liegt. Die Berge zu beiden Seiten erreichen Höhen von bis zu 2000 m.
Von der restlichen Busfahrt habe ich - hundemüde von der anstrengenden Wanderung am Buntzen Lake - nicht allzu viel mitbekommen. Wirklicher Schlaf war allerdings im Sitzen kaum möglich. Zudem schlängelte sich der Highway in unendlich vielen Kurven durch die Berge, so dass man ständig von einer Seite zu anderen geschoben wurde.
Morgens wurde es schon gegen 4 Uhr hell. Allerdings war das Wetter so schlecht, dass man nicht allzu viel von der Berglandschaft zu sehen bekam. Hinzu kam die Müdigkeit, die einen immer wieder einnicken ließ.

An der Grenze von British Columbia nach Alberta durften die Uhren eine Stunde vorgestellt werden, so dass es schon 8 Uhr morgens war, als wir schließlich in Lake Louise ankamen. Bei etwa 7 Grad und Regen erlebte man fast schon einen Kälteschock. Immerhin liegt der Ort über 1500 m hoch.




Der Bus hatte im "Zentrum" von Lake Louise gehalten, das aus einem Parkplatz und einem kleinen Einkaufszentrum bestand. Der Ort an sich ist allerdings nur eine lose Ansammlung aus ein paar Hotels und Lodges. Zur Jugendherberge, die unbedingt zu empfehlen ist (wir hatten ein Doppelzimmer und fühlten uns wie im Hotel), mussten wir noch ein paar Minuten laufen.

Nachdem wir uns aufgewärmt und das Gepäck verstaut hatte, statten wir dem Vistor Center und den Shops einen Besuch ab. Gegen Mittag ging es dann auf eine kleine Wanderung zum "echten" Lake Louise hinauf. Dieser Gletschersee liegt etwa 4 km vom Ort entfernt und 200 m höher, ist somit in einer knappen Stunde zu Fuß zu erreichen. Es führt auch eine Straße hinauf, was uns ohne Auto aber egal sein konnte.

Hier ein Bild vom Bow River unten in der Nähe des Ortes. Auch dieser Fluss führte Hochwasser.




Oben am See angekommen, bot sich dann der erwartete spektakuläre Anblick, der wohl in jedem Kanada-Reiseführer zu finden sein dürfte:




Immerhin hatte sich das Wetter etwas gebessert und der Regen aufgehört. Trotzdem hielten sich natürlich immer noch viele Wolken und verdeckten die Sicht auf die Gletscher im Hintergrund ein wenig. Die Paddelbote konnte man sich für 40$ die Stunde mieten, wenn man denn bereit war soviel zu zahlen. Die Boote waren auch vornehmlich von Japanern und Chinesen in Anzug mit Kameras besetzt. ;-) Überhaupt herrschte hier oben am See der reinste Massentourismus, obwohl die Hauptsaison noch gar nicht angefangen hatte. Lake Louise dürfte zu den meist besuchten Orten Kanadas gehören. So hörte man doch immer wieder auch Deutsch aus dem Sprachwirrwarr heraus. Wir machten uns dann irgendwann einen Spaß daraus, wenn uns Leute entgegenkamen, zu tippen ob sie Deutsche waren oder nicht. Meistens hatten wir Recht. ;-)

Hier noch ein Panorama vom See (für vergrößertes Bild bitte klicken!):




Um dem Touristengewimmel zu entkommen, brauchte man nur ein kleines Stück am See entlangzulaufen. Da der Weg breit und ausgebaut war, verging natürlich kaum eine Minute, ohne dass einem jemand entgegenkam, aber es war doch schon wesentlich ruhiger.




Blick zurück mit dem Luxushotel Château Lake Louise:




Dass das Wasser so türkisfarben ist, liegt an den vom Gletscherwasser hineingespülten extrem feinen Sedimenten, die besonders blaugrünes Licht reflektieren.




Nach einer kleinen Wanderung am See entlang und ausgedehnten Pausen, machten wir wieder auf den Rückweg. Der faule Tag musste nach den anstrengenden letzten Tagen und bevorstehenden Bergtouren der nächsten drei Tage einfach sein. Außerdem schmerzte meine Achillesferse seit der Buntzen-Lake Wanderung am Vortag bei jedem Schritt und ich konnte in den Wanderschuhen teilweise nur noch humpeln. Zeitweise befürchtete ich schon, in den nächsten Tagen gar nicht mehr wandern zu können.

Hier noch ein Bild vom frühen Abend unten im Ort. Mittlerweile war ein Großteil der Berggipfel frei geworden, der 3543 m hohe Mount Temple (vierthöchster Berg der kanadischen Rocky Mountains!) leider noch nicht:




Am nächsten Tag planten wir eine Wanderung vom Lake Louise zum noch höher gelegenen Lake Agnes hinauf und dann auf den "Plain of the Six Glaciers"-Trail, der mit zu den schönsten Wanderungen in den kanadischen Rocky Mountains zählen soll.

Das Wetter war leider immer noch äußerst bescheiden. Die Temperaturen lagen bei 10 bis 15 Grad, in der Höhe teilweise noch darunter. Zudem regnete es immer wieder. So bereitete uns der auf etwa 2100 m Höhe gelegene Lake Agnes einen ziemlich düsteren und unfreundlichen Empfang:




Wie man sieht, war der See auch Mitte Juni noch halb zugefroren und rundherum lag noch ordentlich Schnee.

Auf der Wanderung am Ufer entlang begegnete uns dann folgendes possierliches Tierchen, das ich zwar auch aus den Alpen kannte, aber dort im besten Fall mal aus 200 m Entfernung gesehen habe:




Das Murmeltier war überhaupt nicht scheu und saß bestimmt ein paar Minuten dort auf dem Felsen, bevor es sich davontrollte.




Am Ende des Sees angelangt bot sich uns folgendes Bild:




Eigentlich wollten wir weiter am Ufer entlang und dann im Zickzack den Berg hinauf. So wollte es jedenfalls der Wanderführer. Angesichts des Schnees machten wir jedoch kehrt und änderten unsere Pläne. Hier noch ein Blick über den See:




Auf dem Rückweg sahen wir zwar kein Murmeltier mehr, dafür aber Golden-mantled Ground Squirrels (Eichhörnchenart), die wir hier noch niedlich fanden, 2 Tage später aber die Nase voll von hatten ;-):




Wir stiegen nun von Lake Agnes wieder Richtung Lake Louise hinunter, um auf einem anderen Weg wieder zum Plain of the Six Glaciers zu gelangen.

Lake Louise von oben gesehen:




Panorama der wilden Berglandschaft - nun immerhin mit wolkenfreien Gipfeln (für vergrößertes Bild bitte klicken!):




Plötzlich ertönte ein Donnern aus der Ferne - kein Gewitter, sondern eine Lawine:




Ein reizvoller Wanderweg, dieser Plain of the Six Glaciers Trail. Noch eine Woche vor dem Urlaub hatten wir gebangt, ob wir ihn überhaupt gehen könnten, da vor Lawinen gewarnt wurde. Rechtzeitig zum Urlaub war dann aber zumindest der Schnee oberhalb des Weges geschmolzen.




Endpunkt der Wanderung war das Teahouse, die restlichen 1,6 km zum Lookout am Ende des Weges sind wir (leider) nicht mehr angegangen. Warum, weiß ich gar nicht mehr. ;-)
Folgendes Panorama bot sich uns, als ganz kurz mal die Sonne heraus kam. Leider steckte vor allem der Vicoria Glacier (bis 3429 m hoch) ganz links wieder in den Wolken (für vergrößertes Bild bitte klicken!):




Hier fließt das Gletscherwasser in den Lake Louise, sah wirklich beeindruckend aus:




Noch ein Blick auf das See-Ende:




Leider hatte das Wetter nicht ganz so grandiose Ausblicke und Fotos zugelassen, wie man sie aus den Reiseführern kennt. Aber wunderschön war's trotzdem! Zu schade, dass wir am Abend schon wieder weg mussten. Hier noch ein letztes Bild von Mount Temple, vom Parkplatz aus geschossen, wo wir auf den Bus warteten.





Die abendliche Busfahrt ins 60 km entfernte Banff dauerte nur 45 Minuten - leider. Ich saß die ganze Zeit staunend am Fenster, als eine imposante Bergformation nach der anderen vorbeizog. Sowas muss man einfach selbst gesehen haben, das lässt sich nicht beschreiben. Fotos habe ich leider keine, da die Scheibe dreckig war und es außerdem schon etwas dämmerig war, was nur verwackelte Bilder zuließ.

Am folgenden Tag waren wir zunächst erstmal relativ faul und schauten uns die Stadt an, besorgten uns Infomaterial und Souvenirs im Nationalparkzentrum. Am Nachmittag starteten wir dann zu einer kleinen Wanderung auf den Tunnel Mountain (1692 m), sozusagen den Hausberg von Banff, der aber direkt in der Stadt steht und vom Talboden aus gesehen nur etwa 300 m hoch ist. Trotzdem von dieser Seite (von der wir natürlich nicht aufgestiegen sind ;-)) eine recht imposante Erscheinung:




Das Bild habe ich übrigens hauptsächlich wegen der netten Föhnwolke aufgenommen, die kurz vorher noch eindrucksvoller aussah.

Zunächst einmal mussten wir auf die andere Seite des Berges gelangen, wo ein Serpentinenweg hinaufführen sollte. Dazu ging es erstmal noch ein Stück durch Banff. Diese Häuser fand ich ganz schick, erst recht mit der tollen Bergkulisse im Hintergrund (links die Flanke von Cascade Mountain (2998m), der schneeweiße Gipfel im Hintergrund ist der 3162 m hohe Mount Aylmer):




Der Weg auf den Tunnel Mountain war, in zahlreichen Serpentinen nur mäßig ansteigend, recht leicht zu gehen:




Der Ausblick von oben war spektakulär:




Unten der sich durchs Tal schlängelnde Bow River, daneben ein Golfplatz, rechts der gewaltige Mount Rundle (2948 m) und im Hintergrund die Fairholme Range (2500 bis 2800 m hoch). Bitte auf das Bild klicken für eine vergrößerte Version!




Von dem tollen Ausblick beeindruckt, machten wir eine ausgedehnte Pause auf dem felsigen Gipfelplateau. Das Wetter lud nach den kühlen und verregneten letzten Tagen ja auch endlich wieder dazu ein. Bei 20 Grad und wenig Wind ließ es sich ganz gut aushalten.

Wieder unten angelangt wanderten wir ein Stück den Tunnel Mountain Drive entlang, auf dem nur alle paar Minuten mal ein Auto vorbeikam. Für mich eine der idyllischsten Straßen, die ich jemals gesehen habe:




Wir verließen die Straße nach einem Kilometer wieder und umrundeten nun den Tunnel Mountain, um ein Stück entlang des Bow Rivers talauswärts zu wandern, hier mit der Fairholme Range im Hintergrund und ganz links Mount Inglismaldie (2964 m):




Und nochmal ein Panoramablick auf Mount Rundle, für mich einer der schönsten Berge überhaupt. :-)




Inzwischen war es Abend geworden, die Wanderung dauerte doch länger als wir gedacht hatten. Blick das Bow Valley hinunter, rechts Mount Rundle. Das helle Gestein am Fluss birgt sogenannte Hoodoos, Ziel der heutigen Wanderung:




Hoodoos sind dünne, hohe Kalksteinsäulen, die während der Erosion des umliegenden Gesteins stehengeblieben sind:






Schließlich brach der letzte Tag in den Rocky Mountains an - wir hätten gerne mehr gesehen. Dafür entschädigte uns das Wetter heute so richtig: Sonnenschein und sommerliche Temperaturen! Wir hatten vor, auf den Sulphur Mountain (2451 m) zu wandern, der direkt bei Banff liegt und auf den auch eine Seilbahn hinauffährt. Wir fuhren zwar zusammen mit zahlreichen anderen Touristen (zumeist Senioren) zur Talstation der Seilbahn, dort trennten sich jedoch unsere Wege. Auf dem 700 Höhenmeter überwindenden Serpentinenweg begegneten uns nicht mehr als eine Handvoll Leute. Gut 90 Minuten später waren wir oben angelangt und wurden von der Masse fauler Seilbahnfahrer erstaunt begutachtet. ;-)

Der Ausblick war wie erwartet spektakulär - hier auf Banff und den von hier oben winzig klein erscheinenden Tunnel Mountain, links Cascade Mountain:




Das ganze nochmal als Riesenpanorama (aus 2x3 Bildern zusammengesetzt, für größeres Bild bitte klicken!):




Auf den Samson Peak (2256 m) führte von der Bergstation ein Holzsteg. Wenn man die zahlreichen Flipflopträger dort gesehen hat, weiß man warum...




Auf dem Gipfel stand eine alte restaurierte Wetterstation vom Anfang des Jahrhunderts, die heute aber nur noch als Minimuseum dient




Tja, kaum setzten wir uns kurz hin, wurden wir von Golden-mantled Ground Squirrels besucht, die wir ja schon in Lake Louise gesehen hatten. Fanden wir sie zunächst einfach nur niedlich, so gingen sie uns recht bald auf die Nerven. Ständig kamen sie an, schnüffelten an einem herum, eines musste ich fast mit Gewalt davon abhalten, in meinen Rucksack zu klettern. Auf Schultern, Armen und Beinen sprangen sie einem herum...




Das Wetter war wie gesagt traumhaft, hier oben wahrscheinlich um die 20 Grad, in der Sonne aber gefühlt deutlich wärmer. Bei guter Fernsicht zeigten sich viele Föhnwolken am Himmel, die mich als Meteorologe bald mehr interessierten als die umgebene Bergwelt. ;-)




Im Bild übrigens Mount Rundle (2948 m, mein Lieblingsberg von der Vortagestour, wer sich erinnert, hier aus anderer Perspektive):











Blick zur anderen Seite taleinwärts (für großes Bild bitte klicken!). Das typische an den Rocky Mountains im Gegensatz zu den Alpen sind die mit dichtem Nadelwald bedeckten Täler und Hänge. Bauernhöfe und Almwiesen gibt es hier einfach nicht:




Zoom auf Lake Minnewanka und Mount Aylmer (3162 m):




Von der Seilbahnstation führte ein kleiner Pfad (der auch in unserer Tourenbeschreibung drin stand, also kein Trampelpfad) den Bergkamm entlang in Richtung auf den eigentlichen Gipfel des Sulphur Mountain. Im krassen Gegensatz zu vorher begegnete uns hier wirklich kein einziger Mensch. Dabei war die Aussicht mindestens genauso schön, der Weg viel reizvoller als vorher... trotzdem traute sich keiner hier lang, was uns konnte aber nur recht sein konnte.




Bei der anschließenden ausgiebigen Rast waren wir ungestört - fast... ;-)




Eigentlich hatten wir vorgehabt, mit der Seilbahn herunterzufahren, was laut Reiseführer kostenlos gewesen wäre. Seit diesem Jahr ist es das aber leider nicht mehr. Die 12 Dollar haben wir uns gespart und sind in einer guten Stunde zu Fuß runtergelaufen, war letztendlich auch viel schöner.

Unten angekommen machten wir noch einen kleinen Abstecher am Fairmont Banff Springs vorbei, einem Luxushotel, zur selben Kette wie das am Lake Louise gehörend. Dieses Hotel mit dem Sulphur Mountain im Hintergrund (also von der anderen Seite gesehen) ist ein beliebtes Motiv für Kanda-Kalender:




Das war's dann auch schon mit unserem 4-tägigen Ausflug in die Rocky Mountains. Wehmütig standen wir abends am Bahnhof und warteten auf den Bus, der uns nach Calgary bringen sollte. Nicht weit entfernt spazierten seelenruhig Hirsche über die Gleise und Straßen, ohne sich von wartenden Autos stören zu lassen:




Als letztes Bild der verlassene Bahnhof von Banff mit interessantem Gewölk am Himmel:





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(c) Björn Witha - Letzte Änderung: 25. Juli 2010 - 17:26      ---      Kontakt