Brockentour 06./07. Februar 2015




Angesichts des "Nicht-Winters" zu Hause - zumindest was Schnee angeht - ist bei mir Laufe des Januars die Idee gereift, mal wieder den Harz bzw. den Brocken zu besuchen. Letztes Jahr hatte es leider nicht gepasst, zumal auch dort kaum richtiges Winterwetter herrschte. Dieser Winter war jedoch ein "Bergwinter", und so sammelte sich im Verlauf des Januars mehr und mehr Schnee auf dem Brocken an.

Ab Mitte Januar behielt ich jeden Tag die Wettervorhersage (und meinen Terminkalender) im Auge, und Anfang Februar deuteten sich dann richtig gute Bedingungen (d.h. Sonnenschein, negative Temperaturen und nicht zu viel Wind) für das erste Februarwochenende an.

Da so eine Fahrt in den Harz von hier oben aus ohne Auto eigentlich nicht an einem Tag hin und zurück zu machen ist (und ich auch gerne mal wieder die Dämmerung auf dem Brocken erleben wollte - wie zuletzt 2009), plante ich eine Übernachtung ein. Zum Glück war kurzfristig noch ein Zimmer im Brockenhotel frei und so machten wir uns dann am Freitag, den 6. Februar auf die Reise in den Hochwinter.

Nach Konsultation etlicher Wettervorhersagen waren wir nicht wirklich schlauer, was uns im Harz erwarten würde. Die Tage vorher steckte der Oberharz stets in der Nebel/Hochnebelsuppe, an diesem Tag sollte es laut Modellen aber endlich aufreißen. Das MOS sagte jedoch weiterhin Nebel/Hochnebel vorher. Es hätte also auch ein Griff ins Klo werden können. Doch bot sich uns wirklich nur dieses Fenster an. Am Tag darauf sollte eine Front mit Wolken, Regen und leichtem Tauwetter hereinziehen, zudem der Wind stark zunehmen. Auch die nächsten Tage sahen nicht gut aus.

Wir ließen uns also überraschen. Bis Hannover herrschte immerhin schon mal ungetrübter Sonnenschein, Richtung Harz wurde es jedoch zunehmend diesiger und flache Wolken tauchten auf. Wir atmeten dann aber tief auf, als wir in der Ferne den Brocken sehen konnten - wolkenfrei. :)

Zwar war es auch im norddeutschen Flachland zu diesem Zeitpunkt relativ kalt, aber mehr als ein paar Krümel Schnee lagen nicht. Am Harzrand in Bad Harzburg waren es dann immerhin schon einige Zentimeter. Auf dem Brocken sollte ein guter Meter der weißen Pracht liegen.

Von Bad Harzburg (200 m) ging es mit dem Bus in 20 Minuten rauf nach Torfhaus (800 m) - mitten in den "richtigen" Winter. Gegen 14 Uhr oben angekommen erwartete uns tiefblauer, völlig wolkenloser Himmel, trockene Luft, knackige -5°C und das reinste Schneeparadies. Es gibt weniges, was solch ein Glücksgefühl hervorruft als wenn man als Tieflandbewohner nach zwei äußerst bescheidenen Wintern mit maximal 5 cm Schnee an wenigen Tagen plötzlich im Gebirge steht und einen halben Meter oder mehr um sich herum sieht bei allerfeinstem Wetter. ;)

So nun aber endlich zu den Bildern nach dem ganzen Text, die sagen mehr als alle Worte:










Blau-weiß wohin man nur schaut...





Die Brockenbahn auf dem Weg hinab nach Wernigerode:





Blick zurück nach Torfhaus - hier sieht man schön, wie unten noch Dunst und Nebel herrschen, während oben alles lupenrein klar ist:













Zoom auf den Wurmberg (mit knapp 1000 m höchster Berg Niedersachsens), dahinter ein Meer aus Dunst und Nebel:





Richtung Osten brandete ein Wolkenmeer gegen den Harz:





Panorama kurz vor dem Gipfel Richtung Osten:





Auf dem Brockengipfel angekommen, hatten wir noch etwa 45 Minuten Zeit bis zum Sonnenuntergang. Wir checkten schnell ins Hotel ein und bezogen das Zimmer, um so schnell wie möglich wieder raus in die eisige Kälte zu kommen. Schließlich wollten die genialen Lichtverhältnisse in vollen Zügen genießen:





Hier sieht man schön den Schatten, den der Brocken auf das Wolkenmeer darunter wirft:





Der vom Wind aufgewirbelte Schnee glitzerte wie Goldstaub:













17:15 Uhr - die Sonne versinkt im Dunstmeer:









Nach dem die Sonne untergegangen war bot sich uns ein Naturschauspiel sondergleichen - ein Rausch der Farben, Lichtverhältnisse, die man sonst vor allem in den Polarregionen findet. Der Himmel leuchtete im Westen hell orange-gelb, darüber ein Übergang über grün Richtung tiefblau. In den anderen Richtungen dominierten die Farben rosarot bis türkis. Solche Dämmerungsfarben sind ohnehin schon toll, aber kombiniert mit dem angestrahlten Schnee (und dem Wolkenmeer in der Ferne) ist es einfach nur der Wahnsinn!









Es herrschte ein solch unglaubliches Licht - man wähnte sich fast wie auf einem anderen Planeten....









Richtung Osten war der Himmel vorübergehend intensiv pink mit einem immer breiter werdenden türkisblauen Streifen darunter:





Richtung Westen dagegen ein unglaublich intensiv leuchtender gelb-oranger Streifen am Horizont





Der "Raketen-Turm" auf dem Gipfel passte irgendwie zum Gefühl, sich in einer anderen Welt zu befinden....









Das Licht hat mich schier süchtig gemacht, ich konnte einfach nicht genug kriegen davon. Zu schade, dass die Dämmerung nun mal nicht ewig dauert und sich das Licht ständig verändert - aber genau das macht ja auch den besonderen Reiz aus. Wobei es schon genial sein muss, diese Lichtverhältnisse im Dezember/Januar in Nordskandinavien über Stunden hinweg zu erleben zu können.










Hier im Panorama nochmal der faszinierende Farbübergang:





Nun zog tatsächlich mal eine Hochnebelschwade vorbei:





Glühender Horizont im Westen...









Die Dämmerung war schon sehr weit fortgeschritten, die schneebedeckte Landschaft wurde aber immer noch intensiv angestrahlt:









Das letzte Tageslicht mit hell strahlender Venus und den Lichtern von Torfhaus:





Nun gingen wir erstmal Abendessen im Restaurant und planten anschließend noch einmal hinauszugehen um Mondschein und Sternenhimmel zu genießen.

Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen und aufgewärmt hatten, hieß es wieder in die dicken Klamotten steigen und nochmal raus in die Polarkälte (knapp -10°C bei Windstärke 7 - das ist schon eine Hausnummer!). Das kostete schon ein bisschen Überwindung, aber es sollte sich lohnen.

Nun nahm ich auch mein Stativ mit und machte einige wunderschöne Langzeitbelichtungen des Sternenhimmels und der vom Beinahe-Vollmond beschienenen Schneelandschaft.



Orion in voller Pracht:





Panorama nach Norden Richtung Bad Harzburg:





Durch den Mond und den Schnee war es unglaublich hell. Bei genügend langer Belichtung sehen die Fotos aus, wie bei Sonnenschein aufgenommen (wenn man die Sterne im Hintergrund vergisst):









Das Brockenhotel (Turm im Hintergrund) mit dem Nebengebäude, in dem sich auch unser Zimmer befand im Vordergrund:





Nach etwa einer Stunde draußen trieben uns die eisige Kälte und die nicht weniger erbarmunglose Müdigkeit wieder rein und ins Bett.

Das ist irgendwie schon ein komisches Gefühl, auf einem Berggipfel in über 1000 m Höhe bei arktischen Bedingungen draußen in einem Hotelzimmer zu übernachten. ;)

Der Wecker wurde auf kurz nach 6 Uhr gestellt, denn auch die Morgendämmerung wollte ich ja mir anschauen. Ich muss jedoch zugeben, dass mir die Morgendämmerung nicht mehr ganz so wichtig war angesichts der zurückliegenden Eindrücke und Bilder die bereits im Kasten waren. ;)

So war es dann auch schon 7 Uhr, als ich schließlich draußen stand, und die Dämmerung war merklich fortgeschritten:













Am Horizont ragt der Thüringer Wald mit dem großen Inselsberg (über 100 km entfernt) über den Nebel hinweg:





Es herrschten ähnliche faszinierende Farben wie am Abend vorher:





Und da ist sie wieder, die Sonne:

















Es war nun sehr viel angenehmer draußen als am Vorabend: ein paar Grad wärmer und vor allem hatte der Wind merklich nachgelassen, war sogar fast eingeschlafen.









Die bewaldeten Höhenzüge im Hintergrund sind Huy und Elm:













Zoom nach Bad Harzburg - dem Ziel der heutigen Wanderung:





Und dann plötzlich begegneten wir dem Brockenfuchs, den wir bei unserem letzten Sonnenaufgangstour 2009 auch schon gesehen hatten (da waren es sogar zwei Füchse - vielleicht war es jetzt auch ein anderer? ) --> [www.wzforum.de] (letztes Bild):





Der Fuchs scheint die Aussicht auch zu genießen...:









Nun waren wir aber so richtig hungrig und freuten uns aufs Frühstücksbuffet im Hotel!

Nachdem wir uns ausgiebig am Frühstücksbuffet bedient, Sachen gepackt und ausgecheckt hatten, begannen wir den Abstieg nach Bad Harzburg.

Bis wir dann wirklich den Gipfel verlassen hatten, war es ca. 11 Uhr. Es war einfach zu schön da oben. ;)

Der Vorteil einer Übernachtung auf dem Brocken ist ja auch, dass man den Menschenmassen, die tagsüber den Gipfel bevölkern, weitestgehend entkommt. Nach Sonnenuntergang waren wirklich nur noch eine Handvoll Hotelgäste draußen. Am Morgen dann zusätzlich noch ein paar wenige frühe Wanderer oder Mountainbiker. Ansonsten ging der Ansturm erst mit der ersten Brockenbahn gegen 11 Uhr los.





Zoom auf den Thüringer Wald und den Großen Inselsberg in gut 100 km Entfernung:





Auch an diesem Vormittag leuchtete der Himmel wieder tiefblau und schuf zusammen mit dem strahlendweißen Schnee super Kontraste. Im Vordergrund sieht man schön, was passiert wenn Schnee, Wind und Steine zusammenwirken:





Zoom auf den Kyffhäuser (ca. 55 km Entfernung):





Hier sieht man am Horizont den Hohen Meißner (85 km entfernt)









Und da schnauft der erste Zug den Berg hinauf:





Nun machten wir uns wirklich an den Abstieg - immer wieder ging der Blick zurück zum Gipfel:









Hier sieht man schön die aus Norden heranziehende Wolkenfront - offensichtlich recht flach, aber doch für Nieselregen ausreichend, wie wir später feststellen sollten:





Noch genossen wir aber jede Minute Sonnenschein und hofften, dass die Wolken möglichst langsam ziehen mögen:





Ein wirklich schöner Weg ist das, die Nordseite des Brockens hinunter. Längst nicht so überlaufen wie die Brockenstraße nach Schierke oder der Goetheweg nach Torfhaus. Und doch kamen uns immer wieder Wanderer entgegen, die sich einen schönen Tag auf dem Brocken erhofften. Die wird leider alle das schlechte Wetter später erwischt haben.













Auf halber Höhe machten wir Rast und wurden schließlich von der Wolkenwand erfasst. Hier noch ein letztes Bild mit Sonnenschein und filigranen Eiskristallen auf der Schneedecke:





Binnen weniger Minuten änderte sich die Lichtstimmung komplett - statt strahlendem Blauweiß herrschte nun monotones Grau, so dass ich auch kaum noch Bilder gemacht habe. Aus den sehr dichten Wolken, die den Brockengipfel komplett einhüllten fiel dann auch etwas Regen, es war also auch merklich wärmer geworden. Der Schnee hatte aber noch gute Konsistenz, bis fast nach Bad Harzburg runter ließ es sich gut laufen, wurde halt nur etwas seifiger.

Zum Abschluss noch ein letztes - leider graues - Panorama noch von einer Ruine nahe des Eckerstausees:






(c) Björn Witha - Letzte Änderung: 31. März 2015 - 16:03      ---      Kontakt