Wattwanderung nach Baltrum - 18. August 2011

Seit längerem war für den 18. August eine Wattwanderung mit Kollegen nach Baltrum geplant. Immer wieder wurde mit gemischten Gefühlen auf den Wetterbericht geschaut, ob wir denn nun einen Tag mit passablem Wetter erwischen würden, von denen es in diesem Sommer ja nicht allzu viele gab. So waren wir doch dann ganz zufrieden, als für den 18. August trockenes mäßig warmes Wetter mit immerhin 5-8 Sonnenstunden und schwachem Wind vorhergesagt wurde. Schauer und Gewitter sollten erst gegen Abend aufziehen.

Los ging es früh morgens kurz vor 6 Uhr in Oldenburg. Um 7:15 Uhr erreichten wir den Anleger in Neßmersiel, wo um 8 Uhr Abmarsch war. Mehrere Wattführer bauten ihre Stände auf, und im Laufe der nächsten halben Stunde füllte sich der ansonsten ziemlich verschlafene kleine Hafen mit zahlreichen Urlaubern, die ebenfalls durchs Watt nach Baltrum wandern wollten.
Das Wetter spielte leider noch nicht so ganz mit. Nachdem es unterwegs sogar kurz geregnet hatte, prangten immer noch düstere Wolken am Himmel, dazu kühle 13°C und immerhin nur ein ganz leichter Wind. Da wird einem in kurzer Hose (Wattwandern geht nicht anders) schnell kalt.



Panorama von Neßmersiel nach Osten - im Vordergrund die kleine Fahrrinne:






Panorama nach Westen:






Unser Ziel, die Luftlinie ca. 4 km entfernte Insel Baltrum, herangezoomt. Eine Gruppe Wanderer ist auf der Mole unterwegs. Wir werden jedoch gleich nicht den direkten Weg nehmen (das geht aufgrund der Wassertiefen nicht), sondern etwas Zickzack laufen und dadurch auf 6 bis 7 km kommen.





Das Siel wurde mittlerweile geöffnet, und das während des letzten auflaufenden Wassers im Speichersee angestaute Wasser schoss aus dem Siel ins Watt hinaus. Praktisch dient diese stoßweise Entwässerung dazu, dass die Fahrrinne nicht verschlickt.





Zunächst ging es ein Stück durch die Salzwiesen, die etwa hundert Mal im Jahr überschwemmt werden. Das Bild zeigt die Erosionskante, den Einstieg ins Watt:





Da geht's lang:





Die ersten Meter waren eine sehr rutschige Angelegenheit. Unsere Gruppe war, wie man sieht, nicht die einzige. Insgesamt waren es vier Gruppen, die nach Baltrum marschiert sind, immer ein paar hundert Meter auseinander:





Zunächst ging es eine Weile durch sogenanntes Schlickwatt. Hier sinkt man bei jedem Schritt einige Zentimeter in den Schlick ein und muss aufpassen, dass man nicht mit den Schuhen stecken bleibt. Ich hatte mir mangels alter Turnschuhe Neoprenschuhe besorgt, die natürlich nicht so fest sitzen wie Schnürschuhe. Folglich schluppte ich ständig hinten aus den Schuhen hinaus. Besser ging es, wenn ich mein Gewicht auf den Vorderfuß verlagerte - das machte sich dann aber irgendwann in den Waden bemerkbar... ;)











Mittlerweile war auch die Sonne herausgekommen und mangels Wind wurde einem trotz der vielleicht 15°C (im nicht vorhandenen Schatten) auch ziemlich warm. So wurde dann die erste Pause, wo uns unser Wattführer eine pazifische Auster zeigte, auch gleich zum Entkleiden genutzt:





Schlickwüste bis zum Horizont





Wenig später erreichten wir dann endlich festeres Sandwatt, in dem man nicht mehr einsank und wesentlich entspannter vorwärts kam.
Hier der erste von mehreren Prielen - das sind auch bei Niedrigwasser wasserführende Rinnen, über die das Wasser bei ablaufendem Wasser ins offene Meer fließt und bei auflaufendem Wasser wieder zurück ins Watt. Die Priele sind der Hauptgrund, warum das Wattwandern so gefährlich ist und man immer unter fachkundiger Führung wandern sollte. Bei auflaufendem Wasser füllen sich die Priele zuerst und können irgendwann ziemlich tief werden, während das Watt in der Umgebung noch "trocken" ist. So besteht die Gefahr vom Wasser eingeschlossen zu werden.

Zum Zeitpunkt der Wanderung war dieser Priel recht flach, maximal knietief:









Das Licht war jetzt wunderschön zum Fotografieren:





Parallel zur Küste hielt sich die ganze Zeit eine Kette aus Cumuluswolken, man könnte fast meinen, genau über den Inseln:





Hier kommt auch schon der größte Priel - das sogenannte Wattfahrwasser, das zwischen Küste und Inseln entlangführt und das bei Hochwasser auch mit Schiffen befahrbar ist:





Ein Segler hat sich trocken fallen lassen, um bei einem der nächsten Hochwasser weiterzufahren:





Beiderseits des Fahrwassers steigt das Watt deutlich an, teilweise beträgt der Höhenunterschied 1 Meter und mehr. Dementsprechend ist das Watt hier sehr trocken, fast schon sandig:





Hier wird's dann auch schon etwas tiefer, wie man sieht:





Expedition ins Ungewisse:









Zoom auf das Ostende von Norderney, nur wenige hundert Meter trennen die größte der ostfriesischen Inseln von Baltrum (der kleinsten bewohnten ostfriesischen Insel):





Auch Baltrum hat hohe Dünen zu bieten:





Geschafft, wir haben wieder trockenen Boden unter den Füßen!





Der Hafen von Baltrum:





Das Westdorf - natürlich sturmflutsicher etwas höher gelegen:





Auf Baltrum fahren keine Autos, nur Pferdekutschen. Das wird einem vor allem durch die völlig fehlenden Straßengeräusche bewusst, wie man sie ja sonst in Orten permanent hat. Es ist einfach ruhig.





Richtung Dorfmitte wurde es dann aber immer bevölkerter - schließlich war noch Ferienzeit. Trotzdem ist es hier mit ca. 30.000 Übernachtungsgästen im Jahr viel ruhiger und beschaulicher als zum Beispiel auf Norderney (über 400.000 Übernachtungsgäste).





Und da ist sie, die "richtige" Nordsee - hier beginnt der riesige Strand:





So schön eine Wattwanderung auch ist, tut es doch gut, danach das Meer auch mal zu sehen. ;)





Trotz des sehr schwachen Windes an diesem Tag (völlig untypisch für die Küste), rollten da ganz nette Wellen an, durchaus 1 Meter und höher:




Endloser Strand:









Wir wechseln nun vom Strand in die Dünen des Inselinneren - hier eines der ersten Grasbüschel:





Ich mag diese Landschaft. :)





Ein typischer Übergang von den Dünen zum Strand:





Wilde Dünenlandschaft:





Einer von zahlreichen Sanddornbüschen:





Vogelbeeren gab es auch in Massen, viele Sträucher und Bäume sahen aus wie im Winter - es ist halt doch oft eine unwirtliche Gegend:





Ausblick von einer Aussichtsdüne:





Der "Gipfel" wurde dann auch gleich zu einer Rast ausgenutzt:









Zoom hinüber zur "verspargelten" Küste. Man sieht, wie mittlerweile das Wasser aufgelaufen ist und vom Watt kaum noch etwas zu sehen ist:





Auf der anderen Seite hinter den Dünen das offene Meer - von hier oben hat man beide Seiten im Blick:







Nachdem wir zum späten Mittagessen eingekehrt waren, war auch gar nicht mehr so viel Zeit, bis zur Abfahrt mit der Fähre. Einige nutzten die Zeit zum Baden (mir war's mit dem mittlerweile aufgefrischten Wind bei Luft- und Wassertemperaturen von jeweils etwa 17°C dann doch zu kalt ;)).

Ausfahrt mit der Fähre aus dem Hafen von Baltrum:







Die Fahrrinne führt ziemlich dicht am Ostende von Norderney vorbei - zu sehen ist auch das Schiffswrack, das ich vor einigen Jahren schon mal aus nächster Nähe gesehen hatte (Link zum Bild):





Auf den Sandbänken tummelten sich zahlreiche Seehunde:





Ganz nah herangeholt:





Gegen 17:30 Uhr waren wir dann wieder auf dem Festland - und wussten, was wir getan hatten. Meine Beine ließen mich die Wattwanderung noch Tage später spüren. ;)

Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte solch eine geführte Wattwanderung zu einer Insel unbedingt einmal machen. Die Wanderung nach Baltrum soll die kürzeste sein, bietet sich also besonders an. Und die Insel ist natürlich auch wunderschön! Man erlebt auf engstem Raum eine unglaubliche Vielfalt an verschiedenen Landschaften: vom Watt über die wildwüchsige Dünenlandschaft der Inseln hin zum Strand und offenen Meer.



(c) Björn Witha - Letzte Änderung: 4. September 2011 - 15:54      ---      Kontakt